Lasst uns unsere Kraft in Hoffnung verwandeln
Diese Worte sprach Rashida Jones beim diesjährigen Football Super Bowl in den USA in einem Videoclip – anstatt der sonst an dieser Stelle üblichen Werbung für Bier. Ja, die Lage in der Corona-Pandemie ist ernst. Ich fand es gut, vom Üblichen abzuweichen, die Menschen zu überraschen und ihnen Hoffnung zuzusprechen, auch dort, wo sie es gar nicht erwartet haben.
Blicken wir von der großen, weiten Welt in die kleine Welt unseres Smartphones. Ein Videoclip: Kleinkinder gehen umher. Sie umarmen sich lachend immer und immer wieder. Sie lösen sich, um dem nächsten Kind mit ausgestreckten Armen und freudestrahlend entgegenzulaufen – und es zu umarmen und zu herzen. Nach ein paar Minuten wird der Clip ausgeblendet. Im Geiste läuft er weiter – und schenkt Hoffnung. Das zeigen die Kommentare: Corona ist bald, bald vorbei. Dann machen wir es auch wieder so. Wir begegnen uns, erzählen, trinken Kaffee, reichen uns die Hände, umarmen und küssen uns und hören gar nicht mehr auf damit … Vielleicht haben Sie dieses Video auch gesehen. Mir hat es gefallen in seiner starken Symbolik: Kinder als Hoffnungsträger. Und es hat mir gutgetan.
Es müssen keine Clips auf dem Smartphone sein oder geschickt platzierte Kurzfilme bei Großveranstaltungen (im Fernsehen), manchmal lese ich in Mails und Nachrichten zwischen den Zeilen von der Hoffnung, die mächtig in uns allen ist und uns vereint und trägt. Die uns hinüberträgt in eine Zeit ohne gefährliche Viren, mit einem geregelten Alltag und keinen Einschränkungen mehr. Ich selbst lasse gerne mal meine Fantasie schweifen und erzähle meiner Familie und meinen Freunden, was wir alles tun werden … wenn Corona vorbei ist.
Ich finde das nicht banal oder nebensächlich. Im Gegenteil, wir brauchen die Hoffnung und gegenseitige Vergewisserung. Manchmal reicht eine Geste oder ein Wort, scheinbar nur -dahingesagt, aber es kann helfen. Ja, sprechen wir über unsere Hoffnung, erzählen wir uns Hoffnungsgeschichten, immer wieder.
„und also erzählen wir weiter …
… von ihm die geschichten seiner rebellischen liebe die uns auferwecken vom täglichen tod - und vor uns bleibt: was möglich wär‘ noch“
Mit diesen Zeilen endet das Gedicht „Jesus“, das Kurt Marti geschrieben hat. Ja, gerne erzählen wir sie weiter diese grandiose Geschichte von der Liebe, vom Sieg des Lebens über den Tod. Auch wenn wir sie schon hundert- und tausendmal gehört haben, verliert sie nicht ihren Glanz und ihre Kraft. Ohne die Ostergeschichte gäbe es keine Hoffnung, keine Christen und kein Christentum, auch von Jesus hätten wir noch nie etwas gehört. Sie ist sozusagen die Urgeschichte unseres Glaubens, von deren Licht her sich alles erschließt und deren Botschaft unseren Glauben mit heiligem Feuer beseelt.
„und also erzählen wir weiter …“ den anderen von unserer Hoffnung, von unserem Glauben. In der Schule las ich den Kindern gerne (Hoffnungs-) Geschichten vor. Manchmal fragten sie, ob das wirklich so gewesen sei, was da erzählt wurde. „Das weiß ich nicht“, antwortete ich dann, „denn ich war ja nicht dabei und kann auch nichts mehr darüber herausfinden. Aber das ist auch nicht so wichtig, sondern es geht darum, dass uns die Geschichte etwas sagen will. Sie enthält eine Botschaft. Und diese Botschaft in der Geschichte ist ganz gewiss wahr und kann sehr bedeutungsvoll für uns sein und uns froh machen.“
„und also erzählen wir weiter“ - Wir dürfen uns darüber freuen, dass die ersten Christen so tief ergriffen waren von der Wahrheit der Osterbotschaft, dass unzerstörbare Hoffnung in ihnen herangewachsen ist und sie uns diese wundervolle Geschichte über Hunderte von Generationen weitergegeben haben. Auch heute noch und gerade in diesen schwierigen Zeiten finden wir Hoffnung und wunderbare Geborgenheit in den biblischen Erzählungen, in der Ostergeschichte. Sie wird wahr, wenn wir sie erzählen und mit unserer Hoffnung verbinden. Wir können auferstehen vom täglichen Tod und dürfen entdecken, „was noch möglich wär‘.“ So haben wir -dennoch- allen Grund in Freude und Dankbarkeit und voller Hoffnung Ostern zu feiern. Ein frohes und gesegnetes Osterfest wünscht
Ihr Pfarrer Dietmar Fippinger